Gestern war mein Geburtstag und zum ersten Mal habe ich mich nicht darüber gefreut. Seit einigen Monaten kann ich jeden Tag dabei zusehen, wie sich mein Körper verändert, und ich bin noch nicht an dem Punkt, diesen Prozess mit einem Schulterzucken hinzunehmen oder gar zu feiern.
Die letzten Monate waren anstrengend. Ich oszilliere zwischen dem Erforschen meiner ADHS-Identität, dem Drehen von TikToks und beängstigenden Burnout-Gefühlen; zwischen dem Schmerz über das Entschwinden meiner Mutter in ihre Demenz-Welt, dem Wahren einer freundlichen, gleichzeitig sicheren Distanz zu meinem Vater, der sich während der Pandemie für einen mir fremden Lebensweg entschied, sowie dem Wegbrechen von Bekanntschaften, weil ich die meiste Zeit zuhause verbringe, um mich vom Alltag zu erholen. Über all dem liegt eine gewaltige Perimenopausen-Erschöpfung.
Mein Zyklus ist unberechenbar. Die zweite Hälfte des vergangenen Jahres ließ mich bereits hoffen, alles sei vorüber – nur um im Januar erneut zu bluten und schon wieder seit vorgestern. Dabei erlebe ich vor allem Schmerzen, Schwindelanfälle, schlechte Laune und ungewohnte Blutmengen, die meinen Körper verlassen.
So hatte ich mir meinen Urlaub und vor allem meinen Geburtstag nicht vorgestellt. Ich hatte mir Leichtigkeit erhofft und stattdessen ein großes FUCK YOU, MAIKE bekommen.
Gestern sagte der Regenradar immerhin eine einstündige Lücke voraus. Diese verbrachte ich zusammen mit T. an der Spree, wo wir eine ungewöhnlich schöne Entenart entdeckten. Begeistert bewunderte ich Anordnung sowie Farben des Gefieders. Ich mag dieses gemeinsame Observieren von vermeintlich kleinen Aspekten der Natur, wenn der ganze Fokus auf jener Wertschätzung alltäglicher Schönheit liegt und ich eine zarte Versöhnung mit der Welt spüre. Denn gerade ist es, als würde sich das meiste um mich herum, an mir dran und in mir drin neu anordnen und ich komme nicht hinterher mit dem Sortieren, Mutigsein und Wachsen.